Bei ungemütlichem, sehr herbstlichem Wetter trafen sich unerwartet
viele (ca. 60) Teilnehmer zur Besichtigung der ehemaligen
Dragonerkaserne.
Unser Obmann HR Dr. Aspernig begrüßte die Gäste und Referenten
sehr herzlich. Herr Arch. Mag. Maximilian Luger und Herr Konsulent Günter
Kalliauer weckten besonderes Interesse an dieser Führung. Herr Kalliauer gab uns
sein umfassendes historisches Wissen über die Dragonerkaserne weiter. Herr
Arch. Luger erklärte die besonderen Herausforderungen während der verschiedenen
Bauphasen dieses unter Denkmalschutz stehenden Gebäudekomplexes.
Die Dragonerkaserne ist eine ehemalige Gebäudeanlage westlich vom
Stadtzentrum. Sie ist das größte Bauwerk, das in Wels verwirklicht wurde, mit
einer Fläche von ca. 60.000 m2. Wels war seit dem 17. Jh.
Garnisonsstadt. Vorerst wurden die Offiziere und Soldaten in Bürgerhäusern
einquartiert, bei Platzmangel kamen die
Pferde zu den umliegenden Bauern.
Die Anlage wurde auf freiem Feld geplant und errichtet und hatte
für diese Zeit sehr große Ausmaße, ähnlich groß dem Altstadtkern von Wels. Die
topographischen Bedingungen rund um Wels luden als Standort von Reitereinheiten
geradezu ein. Johann Benninger, ein Steyrer Baumeister, wurde mit der
Ausführung dieses Baus 1853 beauftragt. 1858 wurde die Kaserne schließlich vom
Regiment der Radetzky-Husaren erstmals bezogen. Um 1880 lebten bereits ca. 40
Offiziere und 1000 Soldaten hier. Erzherzog Franz Ferdinand und Erzherzog Franz
Salvator, Ehemann von Marie Valerie, dienten ebenfalls an diesem Standort. Das
Militär in der Stadt hatte auch für die Wirtschaft, vor allem für Handwerks-
und Gastbetriebe, große Bedeutung. Nach dem 1. Weltkrieg und dem Zerfall der
Habsburgermonarchie diente die Kaserne den Alpenjägern. Im 2. Weltkrieg
beherbergte sie Infanterie- und Artillerie-Einheiten und auch ein Lazarett,
welches ab 1945 für befreite Juden des KZ-Nebenlagers Gunskirchen gebraucht
wurde. Nach Kriegsende dienten die Stallungen bis 1955 als Unterkunft für die
Hengste der Spanischen Hofreitschule. Zuletzt war im Westhof die
Straßenmeisterei des Landes OÖ untergebracht, ehe die WAG Wohnungsanlagen
GesmbH. in den Besitz der Gebäude gelangte und darin – auch in den ehemaligen
Stallungen – Wohnungen, Büros und Nutzflächen für Gewerbebetriebe errichtete.
Ein Museum über die Geschichte der Dragoner ist ebenfalls hier untergebracht.
Die Architekten Luger & Maul aus Wels wurden aufgrund ihres
sensiblen Umgangs mit denkmalgeschützten Objekten ausgewählt und mit der
behutsamen Modernisierung der rund 150 Jahre alten Kaserne beauftragt. Die Sanierung
sei eine große Herausforderung der besonderen Art, eine Aufgabe mit
Seltenheitswert, berichtete Arch. Luger. Die Umnutzung der Stallungen in 300
Wohnungen, 28 kleinere und mittlere Gewerbebetriebe und die Integration von
Wohngemeinschaften für demenzkranke Menschen, ein Kindergarten mit
Krabbelstube, ein Fitnessstudio und eine Tanzschule ergänzen das Angebot. Die
großzügigen Galerien und die gewölbten Decken verleihen den außergewöhnlichen und
hochwertigen Wohnungen und Büros einen besonderen Charakter und Charme. So kann
modernes Wohnen in einem denkmalgeschützten Gebäude aussehen; Parkplätze und
gute Infrastruktur vervollständigen das Bild. Am Areal der Dragonerhöfe wurde
zudem das erste 6-stöckige Wohnbauprojekt in Holzbauweise errichtet. Dieses
Projekt bildet den Abschluss dieses Konzeptes rund um die Dragonerhöfe und fügt
sich harmonisch in die bestehende Struktur ein. Im ehemaligen
denkmalgeschützten Pferdehospiz wurden zuletzt sieben neue Wohneinheiten
integriert.
Dort, wo sich einst Soldaten und Pferde aufhielten und die
Maschinen der Straßenmeisterei geparkt waren, wird jetzt getanzt, trainiert und
in attraktiver Umgebung gewohnt.
Eine Gesamtaufwertung der ehemaligen Kaserne mit Stallungen und
Reithalle in die qualitätsvollen Dragonerhöfe unter den Aspekten „Wohnen, Leben
und Arbeiten“ ist somit bestens gelungen.
Haide
Thaler
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