Besuch der neu gestalteten Dragonerkaserne
am 9. Oktober 2019

Bei ungemütlichem, sehr herbstlichem Wetter trafen sich unerwartet viele (ca. 60) Teilnehmer  zur Besichtigung der ehemaligen Dragonerkaserne.
Unser Obmann HR Dr. Aspernig begrüßte die Gäste und Referenten sehr herzlich. Herr Arch. Mag. Maximilian Luger und Herr Konsulent Günter Kalliauer weckten besonderes Interesse an dieser Führung. Herr Kalliauer gab uns sein umfassendes historisches Wissen über die Dragonerkaserne weiter. Herr Arch. Luger erklärte die besonderen Herausforderungen während der verschiedenen Bauphasen dieses unter Denkmalschutz stehenden Gebäudekomplexes.
Die Dragonerkaserne ist eine ehemalige Gebäudeanlage westlich vom Stadtzentrum. Sie ist das größte Bauwerk, das in Wels verwirklicht wurde, mit einer Fläche von ca. 60.000 m2. Wels war seit dem 17. Jh. Garnisonsstadt. Vorerst wurden die Offiziere und Soldaten in Bürgerhäusern einquartiert, bei Platzmangel  kamen die Pferde zu den umliegenden Bauern.
Die Anlage wurde auf freiem Feld geplant und errichtet und hatte für diese Zeit sehr große Ausmaße, ähnlich groß dem Altstadtkern von Wels. Die topographischen Bedingungen rund um Wels luden als Standort von Reitereinheiten geradezu ein. Johann Benninger, ein Steyrer Baumeister, wurde mit der Ausführung dieses Baus 1853 beauftragt. 1858 wurde die Kaserne schließlich vom Regiment der Radetzky-Husaren erstmals bezogen. Um 1880 lebten bereits ca. 40 Offiziere und 1000 Soldaten hier. Erzherzog Franz Ferdinand und Erzherzog Franz Salvator, Ehemann von Marie Valerie, dienten ebenfalls an diesem Standort. Das Militär in der Stadt hatte auch für die Wirtschaft, vor allem für Handwerks- und Gastbetriebe, große Bedeutung. Nach dem 1. Weltkrieg und dem Zerfall der Habsburgermonarchie diente die Kaserne den Alpenjägern. Im 2. Weltkrieg beherbergte sie Infanterie- und Artillerie-Einheiten und auch ein Lazarett, welches ab 1945 für befreite Juden des KZ-Nebenlagers Gunskirchen gebraucht wurde. Nach Kriegsende dienten die Stallungen bis 1955 als Unterkunft für die Hengste der Spanischen Hofreitschule. Zuletzt war im Westhof die Straßenmeisterei des Landes OÖ untergebracht, ehe die WAG Wohnungsanlagen GesmbH. in den Besitz der Gebäude gelangte und darin – auch in den ehemaligen Stallungen – Wohnungen, Büros und Nutzflächen für Gewerbebetriebe errichtete. Ein Museum über die Geschichte der Dragoner ist ebenfalls hier untergebracht.
Die Architekten Luger & Maul aus Wels wurden aufgrund ihres sensiblen Umgangs mit denkmalgeschützten Objekten ausgewählt und mit der behutsamen Modernisierung der rund 150 Jahre alten Kaserne beauftragt. Die Sanierung sei eine große Herausforderung der besonderen Art, eine Aufgabe mit Seltenheitswert, berichtete Arch. Luger. Die Umnutzung der Stallungen in 300 Wohnungen, 28 kleinere und mittlere Gewerbebetriebe und die Integration von Wohngemeinschaften für demenzkranke Menschen, ein Kindergarten mit Krabbelstube, ein Fitnessstudio und eine Tanzschule ergänzen das Angebot. Die großzügigen Galerien und die gewölbten Decken verleihen den außergewöhnlichen und hochwertigen Wohnungen und Büros einen besonderen Charakter und Charme. So kann modernes Wohnen in einem denkmalgeschützten Gebäude aussehen; Parkplätze und gute Infrastruktur vervollständigen das Bild. Am Areal der Dragonerhöfe wurde zudem das erste 6-stöckige Wohnbauprojekt in Holzbauweise errichtet. Dieses Projekt bildet den Abschluss dieses Konzeptes rund um die Dragonerhöfe und fügt sich harmonisch in die bestehende Struktur ein. Im ehemaligen denkmalgeschützten Pferdehospiz wurden zuletzt sieben neue Wohneinheiten integriert.
Dort, wo sich einst Soldaten und Pferde aufhielten und die Maschinen der Straßenmeisterei geparkt waren, wird jetzt getanzt, trainiert und in attraktiver Umgebung gewohnt.
Eine Gesamtaufwertung der ehemaligen Kaserne mit Stallungen und Reithalle in die qualitätsvollen Dragonerhöfe unter den Aspekten „Wohnen, Leben und Arbeiten“ ist somit bestens gelungen.

Haide Thaler


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