kulturGUTspeicher Gleink
am 22. Mai 2024


Die heurige Saison unseres Musealvereins beginnt mit einer Exkursion nach Steyr. Konsulent Günter Kalliauer begrüßt in Vertretung von HR. Dr. Walter Aspernig 26 Personen im Stiftshof Gleink. Die Führungen übernehmen Mag. Judith Wimmer und Dr. Klaus Birngruber, Archivdirektor der Diözese Linz. Das ehemalige Benediktinerkloster entstand im 12 Jh., bald nach der Gründung des Stiftes Garsten, aus der bambergischen Lehensburg Glunich. Die Stifter ließen diese in ein Klostergebäude umgestalten. Es war ein Geschenk für den Benediktinerorden und ist dem Apostel Andreas geweiht. Der romanische Klosterbau wurde mehrmals durch Brände beschädigt. Bis zum Ende des Mittelalters gab es ständig Kämpfe um die Absicherung und den Erhalt des Klosters.
Im Zuge der Kirchenreformen von Kaiser Joseph II. wurde Gleink 1784 säkularisiert. Die Pfarrseelsorge wurde Weltpriestern übertragen, das Stift vorübergehend als Kaserne verwendet. 1791 gelangte das Gebäude als Dotationsgut an die neue Diözese Linz. Auf Veranlassung des Bischofs kamen im 19.Jh. Salesianerinnen aus Wien nach Gleink, ab 1950 waren jedoch keine neuen Ordenseintritte mehr zu verzeichnen. 1977 wurde das Kloster somit aufgelöst. Von 1990 an wurde von den Herz-Jesu-Missionaren ein Erziehungsheim für Knaben betrieben, dieses wurde 2009 aufgelassen. 2015 wurden dort schließlich Asylwerbende aufgenommen.

Nach aufwendigen Restaurierungen und Renovierungen der Gebäude ist seit 2023 der „KulturGUTspeicher“ der Diözese Linz dort untergebracht. Dieser beheimatet das Außendepot des Diözesanarchivs mit Archivgut aus den Pfarren sowie das Kunst- und Mobiliendepot mit über 2000 Exponaten. Man kann diese nur im Rahmen von Veranstaltungen mit Führung besichtigen. Die Arbeit im Pfarrarchiv wird uns sehr anschaulich und kurzweilig vom Archivdirektor Dr. Birngruber nähergebracht. Schriften, Aufzeichnungen und Unterlagen werden von den Pfarren übernommen, geordnet, verzeichnet und erschlossen, im Erschließungsraum wird geprüft und aussortiert. Hier lagern Urkunden bis in das 15. Jh.. Handschriften und Amtsbücher sind Unikate. Protokollbücher für Verlassenschaften sind kirchlich urbane Dienstbücher.
Die Regalkapazitäten im Pfarrarchiv werden in Laufmetern (aktuell sind das 1000 Lfm.) berechnet. Für alle 487 Pfarren in Oberösterreich würde man 6 km benötigen. Alle sortierten Archivunterlagen sind denkmalgeschützt. Handbücher und Akten werden getrennt aufbewahrt.
Kulturgut – vom Schriftgut zum Archivgut.
Frau Mag. Wimmer ist Expertin für den Kunstbereich. Die ältesten Bestände kommen aus Verlassenschaften von Pfarreien oder von geistlichen Herren. Die Exponate sind auch hier zur Sicherstellung und zur optimalen Lagerung vorgesehen.
Monstranzen aus dem 18. Jh. und eine besondere Monstranz von 1605, Preziosen, viele handgefertigte Klosterarbeiten, barocke Collagen und liturgische Geräte sind zu besichtigen. In der Skulpturenabteilung sind Exponate aus dem ehemaligen Diözesanmuseum im Petrinum zu sehen, auch ein großes Engelregal ist hier untergebracht. Im Textilraum sind historische Messgewänder aus dem 17.-18. Jh. anzusehen. Ein großer Fundus an Möbeln aus dem Bischofshof füllt die Gänge. Den Abschluss bildet die Galerie mit Bildern, Grafiken und Defensiones von Theologen (sie verteidigten ihre Doktorarbeit bei der letzten Prüfung); Vorzugsexemplare sind gelb auf Seide, andere sind weiß auf Papier gehalten und gerahmt. Kleinformate, auch aus dem privaten Bereich, Votivbilder und profane Stücke bilden den Abschluss der Galerie.
Für die äußerst kompetente und sehr interessante Führung bedankte sich Konsulent Kalliauer mit einem kleinen Geschenk im Namen des Musealvereins. Etwas unerwartet bot man uns noch die Möglichkeit zur Besichtigung der Klosterkirche zum Hl. Andreas an, einer Barockkirche des 17.-18. Jh.. Es gibt unterschiedliche Bauphasen von Romanik, Gotik und Barock. Die Fresken an sämtlichen Gewölben sind aus dem frühen 18.Jh.. Sie wurden früher schlecht restauriert und wurden erst später wieder in den ursprünglichen Zustand gebracht. Ein reichlich ausgestattetes Inventar der Kirche und des Chores sind zu bewundern.

 Haide Thaler

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